Fazit: Ein solcher Grasbüschel geht gar nicht. Aber: Ihnen ist zu helfen. Definitiv.
Gekonntes Design erfordert Fingerspitzengefühl. Es reicht nicht aus, einen Kohlkopf zu fotografieren und mit einschlägiger Software den Kontrast zu regulieren, um eine gute Abbildung zu schaffen. Besonders nicht, wenn diese dafür geeignet sein soll, wenigstens um die Gunst des Betrachters zu werben - wenn schon keine kommerziellen Zwecke verfolgt werden. Wir dürfen gerne glauben, dass dies vor eins zwei Generation der visuellen Kommunikation ausreichend war. Heute hingegen ist es ein kompliziertes Unterfangen in der ungeheuren Masse der meist ziemlich ausgeschlafenen Konkurrenz mit Ungewöhnlichem aufzuwarten.
Digitale Bildbearbeitung verhält sich zum bloßen Abbilden der Wirklichkeit wie Reflexion zu Betrachtung. Und Betrachtung alleine hat noch keinen intellektuellen Wert. Man erkennt den Urheber stets sofort am Ergebnis. In diesem Sinne ist im digitalen Zeitalter selbst jedes jpg-File eine Signatur einer ganz eigenen Persönlichkeit. Einerseits erkennt man sofort die Hidden Champions, andererseits ob Schritt gehalten werden konnte mit der rasanten Entwicklung heutiger Technologie.
Abb. 2.: Laiendesign. Die Fotografie einer Pflanze wurde in Sepia gesetzt und bis auf die Bildmitte entsättigt. Eigentlich nicht sehr inspiriert, stellt das Ganze aber eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorgänger dar. Es gibt keine Akzente, keine Linien die den Blick leiten. Gar nichts. Das Bild wirkt roh und angefangen. Nirgendwo sind wirkliche Entscheidungen zu beobachten. Die Technologie hat den Anwender unterdrückt. Die Bearbeitung ist halbherzig. Eine eigene Handschrift ist kaum angedeutet. Allerdings muss man dieser Arbeit eine Sache wirklich zu Gute halten. Und zwar wurden Bildausschnitt, Format und die Perspektive nicht verändert. Aber gerade in diesen Punkten ist der Unterschied zum Ausgangsobjekt gewaltig. Es zeigt sich, dass man auf die Komposition einwirken kann, ohne die Komposition direkt zu verändern. Es lohnt sich wirklich, sich diesen Umstand in aller Allgemeinheit klar zu machen und bei eigenen Bearbeitungen unbedingt zu berücksichtigen. Bei dem abgebildeten Beispiel wurde alleine durch Veränderung der Einfärbung eine komplett andere Komposition geschaffen! Etwas, was man vielleicht so nicht auf der Rechnung hatte. Begründen lässt sich dies damit, dass die kompositorische Schwäche des ersten Bildes darin bestand, dass eigentliche Objekt nicht ausreichend vom Hintergrund abgehoben zu haben. Man hätte das Objekt in etwas flacherem Winkel abfotografieren sollen. Durch die Färbung wird es erstens deutlich vom Hintergrund abgesetzt, zweitens wird der Hintergrund durch den b/w-Effekt vollständig planar. Es scheint sich geradezu der Sichtwinkel verändert zu haben.
Technologie ist Geist. Denn heutzutage bietet sich als Ausdruck von Geist überhaupt nichts anderes mehr an als Technologie. Kreativität alleine ist im Zeitalter der Medienrevolution Kollektivbesitz. Da gibt es nichts mehr an Identität heraus zu unterscheiden.
Das heutige Genie zeigt sich bei der Anwendung von Technologie. Hierzu erläutere ich, dass Entwicklung von Technologie nichts anderes ist als die Anwendung primärer, basalerer Technologie. Aber auch die Anwendung von Technologie geschieht je nach Intellekt des Users mit Hilfe der Entwicklung von Binnentechnologien, und wenn sich dass nur dadurch ausdrückt, dass man Short-Cuts festlegt, oder etwa einen eigenen Programmierstil hat. Damit meine ich: Auch die Benutzung von Technologie ist bereits Technologie. So ist selbst das Fahren eines Autos etwa Technologie. In einem solch umfassenden Sinne ist nachvollziehbar, warum ich propagiere, Technologie und schöpferischen Geist gleichzusetzen. Kreativität ist in dieser neuen Perspektive nicht mehr das Werkzeug zum Schaffen, sondern dasjenige, was mit Hilfe von Technologie bearbeitet wird.
Abb. 3.: Individuälles Design. Modärner Look. Diese ganz fabelhafte Arbeit genügt allen Ansprüchen, die an High-End-Design gestellt werden und zeigt den Schöpfer als bewussten Manipulator von Technologie. Es gelingt ihm, aus der entindividualisierten Befehlszeilenwelt der technologisch dominierten Kunst als Mensch herauszuragen. Und wenn wir oben die Wichtigkeit von Entscheidungen ansprachen, so wurden hier viele mutige, und wie ich finde, gute Entscheidungen getroffen. Die jetzt drastischeren Eingriffe in den Bildraum machen uns deutlich, worum es dem Designer geht. Und: Machen Sie sich einmal klar, was aus dem dürftigen Ausgangsmotiv herausgeholt wurde.
Das letzte Bild zeigt uns das Ergebnis von Technologie als bewusst technologisch. Das soll heißen: Bei den schwarzen Balken assoziert man etwa die Begrenzungslinien eines Suchers, es wird etwas wie der Prozess eines Fokussierens angedeutet. Auch das invertierte Rechteck ist konform mit dem sonst durchweg technophilen Design. Es markiert einen Bereich, der noch synthetischer wirkt als das Restbild. Wenn ich das, worauf ich hinaus will, überzeichne, könnte ich sagen, es handle sich um die Wirklichkeitswahrnehmung eines technischen Apparates, eines Roboters, eines Programmes zur Bilddatenmessung, oder einer anderen Anwendung der künstlichen Intelligenz. Das deutet sich auch schon in Abb. 2. an, wo man sich eine Fokussierung von Gegenständen wie etwa bei automatischen Bilderkennungsprogrammen vorstellt. Wo man etwa an einen Algorithmus zur Mustererkennung erinnert wird.
Fazit: Es wirkt alles sehr diskret auf dem Bild, sehr technisch. Wenn ich Sie nicht überzeugen konnte, dann betrachten Sie nur erneut kurz Abb. 1., und auch Ihnen wird dies alles nicht zu übertrieben erscheinen.
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