Zeitschrift für Sprungkraft und Leuchtstoff

Das grüne Licht der Freude strahlt mir auf die Schulter

nihilist structure #1

Ich habe letzte Woche morgens festgestellt, dass die Anzahl der Planeten in unserem Sonnensystem die Anzahl meiner Köpfe deutlich übersteigt. Das war an einem Montag. Bis in den Abend hinein blieben beide Werte konstant. Ich wollte aber den genauen Faktor feststellen. Ich startete demnach eine Versuchsreihe. Es ergab sich für die darauffolgende Woche folgendes Bild.

.........Planeten.......Köpfe....
Mo........8.................1.........
Mi.........8.................1........
Di.........8..................1......
Do........8..................1.....
A..........8..................1...... (ich kürze Freitag immer mit A ab)
Sa.........8..................1......
So........8..................1......

Bildet man P / K ergibt sich jeweils sieben. Der Wert erscheint mit Ausnahme einiger kleinerer Schwankungen zumindest relativ stabil. Eine Woche ist natürlich ein sehr kurzer Erhebungszeitraum.
Ich habe also im Mittel neun Mal so viele (oder weniger je nachdem, ob von mir oder den Planeten aus betrachtet) Köpfe als Planeten im Sonnensystem. Das Interessante: Das kann sich durch einen Arbeits- oder Verkehrsunfall oder beispielsweise durch eine Guillotinierung in einer hessischen Kleinstadt niemals ändern. In diesem Fall ergäbe sich nämlich eine Division durch Null. Qed.

24 Runden á 12 Minuten

Ich weiß auch nicht, ey. Aber irgendwie. Naja. Ich find's halt nich' gut, wenn Boxkämpfer vor dem Kampf ihren Körper mit Öl einschmieren. Wenn die das im Ring machen, find' ich's auch nich gut. Also gar nich', so. Weiß auch nich'. Kein Verständnis ürgendwie für. Da spiegelt sich dann der Hallendeckenscheinwerfer drin und so, na und dann wird der Gegner da total geblendet, also so voll halt, und kann dann nur noch auf das Licht einprügeln und das finde ich nicht gut irgendwie. Licht ist doch etwas Heiliges, find ich schon so, 'was Heiliges halt, klar, ich mein is' jetzt subjektiv und so, aber kann ja auch nix dafür, wenn ich das so empfünde. Und 'was Heiligem darf man nicht mit Gewalt ankommen. Voll dreist wär das. Und dreist is jetzt ja auch nich so super, find' ich. Und außerdem: das arme Licht. Das arme, arme Licht. Scheint jetzt den ganzen Tach friedlich und freut sich auf die Gewalt im Ring und dann siehts ja selber nich ma was, und darf nur so voll doof 'rum reflektieren. Egal. Aber also jemandem, der auf etwas Heiliges einschlägt, weiß ich nicht was ich da sagen soll. Muss ich? Naja. Auf jeden Fall da bleibt mir irgendwie voll die Spucke weg und so. Der Kerl braucht gar nicht mehr daran zu denken, selbst einen Antrag im Vatikan einzureichen, bei der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, bei der Congegratio de Causis Sanctorum. Würd ich ma gern en Praktikum da machen. Is bestimmt total interessant und so. Die zahlen halt bestimmt wenigstens was. Und der sich selbst eingeölt, der darf da auch nich' mehr hin. Der hat das ja alles provoziert. Außerdem, fällt mir grad ein: Evander Holyfield. Warum heißt der denn so? Na, klingelts? Bestimmt nicht, weil der sich seinen Körper einölt. So was macht der nicht. Sein Nickname sagt es ja schon: The Real Deal, der wirkliche Kauf halt. Deal kann aber noch was anderes heißen glaub' ich. Auf jeden Fall. Egal. Wie an Weihnachten jetzt so. Wo man halt noch an was glauben kann. Wo Jesus und Maria mit dem Kind in der Grippe stehen und man selber liegt ausgezählt am Boden, weil es einem nich so gut geht (Stichwort Langeweile) und dann kommt des Christuskind und lacht einem total offen und direkt ins Gesicht und man selber denkt sich. Da is' noch Vertrauen. Und: wow. So kenne ich mich ja gar nicht. Das mich mal jemand anlacht. Jetzt stehe ich erst mal auf und schau mir am Weihnachtsabend Boxen auf DSF an. Mist. Kommt nur die Muhammed Ali-Story. Die kenn' ich schon. Dann halt am ersten Weihnachtsfeiertag. Und bitte: Bitte, bitte, bitte: Ohne Öl. Wär' voll lieb!!

PS:
1. Gibt es langweiligere Tage im Jahr, als 12/25 und 12/26?
2. Frohe Weihnachten!!! - Die Redaktion.

Totenkopftorte aus dem Waldbodenbackofen


Manchmal geht es dem Heiner wie der Clara.

Clara hatte genug von ihrem langweiligen Leben, dieser Einöde, den lauwarmen und gemäßigten Farben, dem ganzen eingefallenen Nichts, was war ihr Zimmer, es war ein Käfig und diese Stadt, sie war, was war sie, ein Gefängnisplanet. Mit einigen wenigen Monden, die man nicht sehen konnte, weil draußen Bücher vor der Scheibe waren und frühe Stummfilme und meisterhafte Kupferstiche. Sie wollte sich losreißen, sie wollte eine Tigerin sein, und das Leben packen und es zwischen den Zähnen zerreißen und es schmecken und schließlich auf den Boden schleudern. Und aus den Wunden dieses geschundenen Leibes als Orchidee in die Solarsysteme sprießen, ihren Blumenkörper elegant wie eine Melodie zum Himmel heben. Sternenbilder furzen. Raumschiffe ablecken. Und im Anschluss daran zu einem der Monde springen, leichtfüßig, irgendeinem Dozenten seine blöde Publikation in die Magengrube kicken, zielsicher, über alles erhaben, und schließlich athletisch um etwas anderes kreisen als um sich selbst. Aber das wusste sie nicht genau. Sie war sich im Unklaren. Denn sie lebte in den Tag, sie lebte so sehr in den Tag, dass sich ihr Magen davon ausgepumpt und ausgeraubt anfühlte. Müde war sie immer. Du brauchst einen Ausgleich, sagte ihre Mutter, und Clara, sie dachte sich, es muss doch Philosophien geben, mit denen es theoretisch im Möglichen ist, älter als dreissig zu werden, ohne dass zuvor die eigenen Wünsche untereinander im Analsex alleine scheinbefriedigt sich haben. Nein sie lebte den Tag nicht, der Tag lebte sie, er war ihr enges Außenskelett, ihr Anti-Organisations-Korsett, was mal überhaupt nicht ging, nicht in dieser Stadt, in der sich Einatmen wie Ausatmen anfühlte, und Ausatmen - fühlte sich an wie immer. Dieses kleine miese Studium, diese kleine miserable Teil. Damn it. Man hatte nichts anderes mehr im Kopf. Aber jetzt wollte sie Tempo machen. Auf die Tube drücken. Es krachen lassen. Den Nitro zünden. Sie würde ihr Studium durchziehen, aber so was von, und jetzt wäre endlich Schluss mit der unproduktiven Pendelei. Man war so unterfordert, dass man plötzlich überfordert war. Die kreative Clara. Was hatte sie vor. Bald schon. Bald schon würde sie ein Atelier eröffnen, erst in Wiesbaden, dann in Hamburg, Berlin und New York, sie würde ausstellen, der Welt ihr genialisches Erbe offenbaren, würde im Kunstgewerbe und Kunsthandel zur Großfigur avancieren und auf allen Hochzeiten tanzen mit Schuhen für 7500 Euro und Schnürsenkeln aus Glück. Und einer Galerie nach der andern würde sie den Kopf verdrehen und die Kunstlandschaft dominieren und unterwerfen, sie war so kacke begabt, Kyrie eleison, sie war so fantastisch begabt, aber mit diesem Studium hier, da kriegte man es ja noch maximal hin Karotten in die rote Soße zu den Spaghetti zu schneiden und zu studieren. Man war gefesselt und nicht mächtig. Da hatte man keine Lust plötzlich sich die Zähne zu putzen, und das obwohl man so gut erzogen war, eine Verrohung überkam einen da in diesem akademischen Maulkorb für die Fantasie, man wusste nicht was man machte, man fuchtelte so dummblind im Gestrüpp herum, wie Aristoteles mit seinen Argumenten. Jeder noch so kleinliche Hilfsjob hatte sie mit mehr Stolz und Lebensgefühl erfüllt als dieser sterile, methodisch antiquierte Quatsch namens Studium. Morgen schon würde sie ihr Studium abbrechen. Ab morgen würde sie in eine Gegend ziehen, in der es endlich gefährlich wäre. Wo mit Schmetterlingen gefüllte Kakteen auf sie warteten, um sie aus dem Vakuumballon zu befreien. Yeah, Schnauze jetzt.