Zeitschrift für Sprungkraft und Leuchtstoff

Ein kleiner Einschub

In diesem kleinen Einschub möchte ich auf meine Internetseite hinweisen: Meine Internetseite.
Sie ist bereits anderthalb Jahre alt, aber fast niemandem bekannt. Aus nicht ganz klaren (psychologischen) Gründen habe ich sie geheim gehalten. Man sagt, ich habe es nicht so sehr mit Selbstbewusstsein. Das Verhältnis des Menschen zu seinen eigenen Produkten ist sowieso u n g l a u b l i c h interessant. Es ist halt schwierig. Mein Kinderarzt sagt, dass manches auf der Seite, etwa die Bilder oder die Klavierstücke, nicht mehr dem Stand meiner Entwicklung entsprächen (und etwa der Zeit entstammen, wo ich noch pure (Funktions-)Lust darüber empfand, mit den Händen nach Gegenständen greifen zu können). Hingegen der Leiter der Palliativstation, in der ich in einem Einzelzimmer im Keller eines 1.000 Meter hohen Fachwerkhauses (mit Reetdach) auf den Tod (ich nehme seine nahe Ankunft mit Humor) warte, lobt beispielsweise die Abstrakte Kurzprosa. Sätze wie "Die Durstige liegt kniend in einer mit Kapseln gefüllten Strumpfhose unter einem Baggerführerschein und kocht" – bei denen man mal die Twitter-Tauglichkeit prüfen sollte, und die ich mir hier ja verkneifen musste, um den Massen zu gefallen – entzücken mich nach wie vor. Kein Wunder, denn ist es genau der Style, mit dem ich, in meiner vorletzten Schaffensperiode, viele Hefte handschriftlich füllte und lose Papiere vollschrieb, die ich dann mit Schnürsenkeln durch die mit Locher gestanzten Löcher verschnürte. Künstlerromantik ganz im Geiste der Filme der Gruppe Arnold Hau, die es mir wohl erlaubte, mit einem ihrer Filmtitel auch diese meine Schaffensphase zu überschreiben: "Der Bayrische Wald durch die Augen eines Arschfickers gesehen." Das ist natürlich nur Spass, denn so etwas würde ich mir nicht gefallen lassen. Ich erwähne es aber, weil ich mir die Filmsammlung der Gruppe (um Robert Gernhardt übrigens) zu Weihnachten wünsche (hoffentlich liest das eine relevante Person). Es gibt sie zum Beispiel bei einem großen Anbieter, den ich jetzt mal, ich hoffe, man versteht, Nil nenne. Nil, jawohl. Ein sehr langer: Fluss. Und ich lasse das letzte l – zwecks noch genauerer Angleichung – nicht weg. Hoffentlich ist es nicht so Kunstfilm-Dünsch wie der Kram von Robert Rauschenberg oder so.

Ich füge als Anekdote hinzu, dass aus dieser sehr musikalischen Zeit auch der Titel dieses Blogs stammt. Mit einem Fräulein, mit dem ich auf vielschichtige Weise emotional und zwischenmenschlich auf höchst erfreuliche Weise wechselseitig verflochten war, nahm ich in Leipzig in einer Bar Platz, deren hintere Thekenwand ein hohes Spirituosen-Regal mit Cocktailglas-Galerie bald (die altdeutsche Form von 'bildete'), und zwar, grün-blau ausgeleuchtet. Ich, der verliebte Witzbold, sagte: "Willkommen im Kabinett Kalium". Wir schrieben das Jahr 2005. Soweit der Mythos.

Wie dem auch sei, besuchen Sie die Internetseite, immer hereinspaziert, machen Sie schon, na los, ich werde sie auch bald aktualisieren, denn in meiner Schublade gibt es mittlerweile mindestens fünf Geschichtelein, die genau richtig für diesen Ort sind. Vielleicht stimmt das mit den Geschichten auch nicht und ich arbeite gerade (und zwar genau in dieser Zeile) an Vers 11.243 eines gigantischen Versepos (der Titel: "Mein Leben" – haha gosh what a crapmove), meinem privaten Gilgamesch sozusagen.

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