Was bin ich froh, an der Universität gelernt zu haben, Zusammenhänge zu erkennen - Webearbeiten des Schöpfers zu sehen. Der intelektuell betuchte Mensch begann bereits auf dem Gymnasium diese große Fähigkeit erfolgreich zu erlernen. Apropos Gymnasium: Bitte kein Turboabitur einführen, ja?, liebe Verbraucherschützer, Jusitzminister und so, ja? Bitte? 13 Jahre Gehirnwäsche sind gerade gut genug. Vor allen Dingen die Kreativen müssen mit besonderem Einfühlungsvermögen verstümmelt werden. Ich habe gestern zum Beispiel meiner Nachbarin, fünfte Klasse, versucht beizubringen, wie man Adverbiale von Präpositionalobjekten unterscheiden kann. Na, wenn das Fragewort die Präposition enthält ist schon mal ein guter Hinweis, aber verlass' dich nicht drauf!
Genau das richtige Material für so ein Balg. Ist mir sowieso zu lebensfroh, das Vieh. Auch in puncto Desorientierung übt sich früh! Aber: Wo wir schon Zusammenhänge sehen können: Haben wir nicht aus unserer gemeinsamen deutschen Geschichte gelernt, wie unheilvoll 12 Jahre sein können? Oder meinten die Reformer etwa genau das?
Aber natürlich, trotz aller Zynik, ist es natürlich vollkommen richtig, dass es pervers ist, den Abiturienten bereits nach 12 Jahren in die kapitalistische Verwertungsgesellschaft zu inkarzerieren. Schon mit dem Bachelor- und Mastersystem hat man uns knallhart klargemacht, dass es etwas wie Arbeit gibt, wo wir doch dachten, dass sei nur eine Hypothese von Henry Ford, eine Hilfskonstruktion bei Marx.
"Aber das interessiert mich alles nicht. Sollen die Leute über Arbeit und Bildung denken worauf sie Lust haben. Was mich betrifft, von mir könnt ihr die lausigen acht Mücken haben, mir doch Latte. Und wenn ich Frühschicht habe, dann habe ich sozusagen halt 'ne Morgenlatte. Ich meine, ich schlafe am liebsten, und wenn werktäglich noch weitere acht Stunden Schlaf hinzukommen ist mir das egal. Mir ist es eh nicht gelungen irgendeinen anständigen Lebensentwurf zu entwickeln, von daher, greift zu. Ich vermisse nichts. Das macht dann 3 Euro 38.", sagte mir die Mutter eines Jugendfreundes (ich bin mit ihm mit dem Fahrrad ständig 'durchs Ort' gefahren und einmal hab ich mit einer grifflosen Feile vom Sperrmüll den Plexiglasschutz vor einer Touristikinfotafel eingeworfen, was ich meiner Mutter heulend gestanden habe eine Stunde später). Sie kassiert jetzt im Rewe. "Ich arbeite für mich und nicht für den Staat."
Ich wollte gerade vom Steuerbüro (ich kenne jetzt die Abkürzung für Gewerbesteuermessbetragzerlegungsbescheid, nämlich Gewerbesteuermessbetragzerlegungsb.) nach Hause fahren, und legte den Zwischenstop bei einer öffentlichen Konsumguterwerbsanstalt ein. Mit Pizza und Strohalmen bin ich dann tatsächlich aus der Einfahrt aus dem Parkplatz hinausgefahren.
Und dann hat es gekracht (ich hasse diesen Satz). Ein Leidersbacher Rübenbauer (Kettenraucher, ledig) ist mir in die Seite gefahren, seine Anhängerkuppel wurde aus der Verankerung vom Unterboden herausgerissen - aber nicht vollständig - und wickelte sich um den Heckspoiler meines Astra. Meine Windschutzscheibe wurde eingesplittert, eingedrückt und aufgerollt. Sie räkelte sich um die UKW-Antenne meines Unfallkontrahenten, solche verbog sich u-förmig, passierte mit ihrer ersten Biegung mein rechtes Bremslicht (natürlich nicht meines) und führte sich schnurrstracks in die Auspuffpfanne. Und so weiter, und so weiter.
Es würde zu weit führen, die Topologie des Gebildes näher zu erläutern. Es hatte etwas Vierdimensionales. Ich konnte mich nur mit einem achteinhalb gebückten Auerbach aus dem Tankdeckel befreien, riß mir dabei aber beide Lippen ab. Mein Unfallpartner musste alleine sieben Kilometer kriechen, um aus dem Gebilde zu entkommen.
Vollkommen ausgelaugt und abgekämpft blickten wir uns ratlos in die Augen, bis einer von uns begann zu reden, ganz gleich wer es jetzt war (eine der beiden Stimmen hörte sich merkwürdig an, irgendwie vergrößert).
- Können sie mir jetzt den Zusammenhang zwischen unseren beiden Wagen erklären.
- Es scheint mir etwas Mechanisches zu sein.
- Eine Verbindung.
- Ja, aber ganz wörtlich zu verstehen. Was haben Sie für eine Schulbildung?
- Ich bin übrigens die Mutter ihres Jugendfreundes.
- Ausgeschlossen, die sitzt da drinnen an der Kasse. Sie wollen das also nicht beantworten.
- Sehen sie, wie hier der Kühlertopf ihres Astra mit der von Unfallflüssigkeit herausgespülten Kardanwelle meines Gebrauchtwagens zusammenhängt?
- Ich weiß nicht, sieht aus wie ein Koitus. Leidenschaftlich irgendwie.
- Jetzt weiß ich, was sie meinen.
- Dann war ich das an der Kasse also selber?
- Nein, das war ich.
- Nein, ich.
- Also ich war es nicht.
- Was ist eigentlich Unfallflüssigkeit?
- Unfallflüssigkeit wir bei jedem Unfall freigesetzt.
Meine Herren, was ist denn hier los, wie haben sie das denn angestellt. Ein junger Polizist machte sich knapp hinter uns stimmlich bemerkbar. Er hatte die Äste eines Strauches zur Seite gefaltet und kuckte recht witzig. Wir antworteten ihm nicht. Die Situation verblasste.
Es kommt darauf an, Zusammenhänge zu erkennen
"we live in the post-connected age." Häkelarbeit mit Knüpfintarsien: Vermutlich Allgäu oder Rheingau, undatiert (wegen der Parallelen zum dortigen Dom vermutet man die Beteiligung einer Regensburger Werkstatt, Nürnberg kann aufgrund der Kolorierung ausgeschlossen werden)
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