Zeitschrift für Sprungkraft und Leuchtstoff

Die apotropäische Aposiopese als elliptisches Mysterium

Ich befinde mich noch immer im Würgegriff der Hühnerstangenmentalität auf dem Betonsims vor der Kathedrale des falschen Glaubens, der Universitätsbibliothek Marburg. Ich sitze, genauer ausgeführt..., im Raum zur elektronischen Gruppentherapie, nebenan spielt ein Jünger power soccer, gerade ist das Spielchen vorbei, seine Leistung wurde mit drei Sternchen für sportsmanship belohnt. Was er nicht weiß, dass auch ich ihm drei Sternchen verliehen habe. Wofür? Ach wissen Sie..., ganz einfach so, aus reiner Sympathie.
Gegenüber an der Buchwand des Grauens 7A, steht ein arbeitender Elektriker und umsorgt die Defektheit einer Deckenlampe, ich hoffe für ihn, dass er keinen Respekt vor der geballten Intelligenz der Anwesenden hat.
Aber eine Anekdote aus meiner wohnenden Gemeinschaft: Zu Hause, da wo meine Mitbewohner wachsen, wo sechs paarweise verschiedene Mentalitäten blühen, wo sich Silke und Conny gute Nacht sagen, ist eine Tafel in der Küche angebracht. Conny tat dort per Kreidekraft ihren Unmut gestern kund. Sie vermisse ihr Shampoo und die Q-Tipps. Und sie habe momentan wirklich kein Geld für so was. Als Robby Roboter, der mich gestern besucht hat, um mich ins sozialwissenschaftliche Institut abzuführen, in einer kleinen Ecke, rechts oben war sie, ich meine also rechts oben, und das meine ich auch so, "heul doch" hingeschrieben hat, ist die Wohngemeinschaft, ich war nicht anwesend, habe es nur abends erfahren, in tiefer Bestürzung und Betroffenheit gewesen. Conny sei wohl ziemlich geschockt gewesen. Komisch hier manchmal, meinte Silke. Ungeheuerlich. Verwirrung herrschte. Ich sage doch, diese Leute sind auf alles gefasst. Ein Einschub: Wunderbar, dass eine so konsumfeindliche Ökosympathisantin mit greenpeace-Diplom treuherzig Markennamen übernimmt, ohne dass etwa das Wort Wattestäbchen oder wtf verfügbar wäre. Egal.
Was ich sagen wollte, dass das von Robby echt nicht in Ordnung war. Dass es echt nicht angehen kann, spießbürgerliche Banalitäten in Frage zu stellen und zu illustrieren wie kleinkariert die Marburger Alternative ist. Dass es falsch ist, Leute in Frage zu stellen, die sich im Minimalkontext des Alltags so gerne der Komplexitätsreduktion hingeben. Folgerichtig hat jemand intelligent reagiert und heul doch durch Spülen!!! ersetzt, womit wohl ich gemeint gewesen sein dürfte, da ich mittags Pfannen und Töpfe und so benutzt habe, ohne sauberzumachen.
Ich kann mich also nicht entscheiden was schlimmer ist in dieser Stadt. Die zwischenmenschliche Freiheit der Formen, die in mannigfaltigsten Farbenorgasmen aufblühen und wuchern, also klein und grau sind, oder die Anstalt in der ich Hirnmasse gegen die Angst davor, dass es niemals besser werden wird, eintausche.

Keine Kommentare: