Zeitschrift für Sprungkraft und Leuchtstoff

Nichtstationäre Zustände

Gestern habe ich folgenden Bandnamen bei lastfm gefunden, einfach Tagradio Post-Hardcore und: Artist In The Ambulance. Der Künstler in der Ambulanz. Das ist zum einen natürlich eine schlichte Situationsbeschreibung. Wir können uns das gut vorstellen, wie er noch Acrylflecken auf Handrücken und Hosenbein hat und so weiter, was mit seinem nach unten über die Augenhöhlen herab stürzenden Wildbachbrauen abgeht, die da verwildert hinabstrüppen und sich wie Schlingpflanzen über den Rilkeschen Augenbogenbau hermachen. Wie er dann die Einverständniserklärung ausfüllt, is' zwar nur 'ne Blinddarm-OP, wird schon werden Junge, aber vielleicht rutscht ja doch jemand mit dem Instrumentarium in das vordere Abdomen und verletzt eine Doppelhelix der Künstler-DNA. Später wacht er auf, seinen Nukleotidketten geht es supi, alles lief paletti, bisschen benommen ist er noch aber das kennt er ohnehin. Auch vom Malen und von der Wirklichkeit. Und das erinnert ihn daran:
Zum anderen ist artist in the ambulance eine Art Bewusstseinszustand, der jeden treffen kann. Beispielsweise nach sieben Stunden an der Theke McRib verkaufen, wo man sich kurz im CocaCola-Spiegel an der Wand sieht, die Schnauze voll hat, die Differenz aus Ich und Tätigkeit hautnah in der Seele und so spürt und sich denkt: Jawoll Alter: Ich bin jetzt in dieser Stunde: Künstler in der Ambulanz.
Oder: Man ist völlig versoffen um vier zu Hause mit der ersten Morgenbrandung angespült worden, hört sich nochmals Shunat by Nikakoi an und greift zum verachteten Mobiltelefon. Kurzmitteilung. Mitbewohnerin. Schlüssel verloren. Ruf doch an ja, wenn du zu Haus' bist. Nachher gammelt man noch im Bett herum, und gemahnt kurz zur Verbesserung des Komforts zum Aufstehen, zum sich Erheben, zum Ausbreiten der Atlasschwingen. Sie steht auf. Man legt eine zusätzliche Decke auf die Matratze und legt sich wieder hin. Jetzt kommt das wichtigste, man singt jetzt nämlich folgendes: Put your hands up in the air, it's so much weicher there. Und das zieht sich über Minuten. Und das ist es. Das ist artist in the ambulance. Nicht als Bewusstsein, sondern als Situation. Und man sieht, die haben sich echt was gedacht, als sie sich den Namen ausdachten, also darüber nachgedacht. Das verstehen wir. Fassen wir zusammen:.

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